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Vergaser: technischer Hintergrund und Einstellung

Benötigte Teile

link BVF 16N1-11 Vergaser



Was tut der Vergaser?

Ein Motor benötigt Kraftstoff, um arbeiten zu können. Dieser muss fein zerstäubt in den Brennraum gelangen, da nur so eine optimale Vermischung mit der Luft gewährleistet wird. Würde man das Benzin tropfenweise zuführen, käme es nicht zu einer kontrollierten Explosion, sondern bestenfalls zu einer langsamen Verbrennung. Gerade die schlagartige Freisetzung von Energie ist jedoch notwendig, um den Kolben zu bewegen und somit Hubarbeit zu verrichten.
Der Vergaser übernimmt also die Funktion der Kraftstoffzufuhr und -zerstäubung. Die Bezeichnung ist etwas irreführend, da das Benzin nicht ?vergast?, also verdampft wird, sondern lediglich fein in der Luft verteilt.

Wo sitzt der Vergaser?

Bei unseren Motoren befindet sich der Vergaser direkt am Zylinder, das Verbindungsstück nennt sich ?Vergaserflansch?. Der Vergaser liegt dabei im Strömungsweg der Ansaugluft, welche er durch einen ausgeklügelten Mechanismus mit einer variablen Kraftstoffmenge anreichert. Auf das genaue Verfahren wird auf den Folgeseiten genauer eingegangen.
Um die entstehende Hitze des Zylinders möglichst vom Vergaser fernzuhalten, wird meist eine relativ dicke Dichtung am Flansch angebracht. Diese bewirkt außerdem ein Abdichten gegen Falschluft.

Die Funktionsweise des Vergasers beruht auf dem Prinzip des Venturi-Rohrs.

Dieses lässt sich wie folgt beschreiben: Ein Rohr, welches vertikal in einer Flüssigkeit steht und am oberen, offenen Ende von einem schnellen Luftstrom geschnitten wird, baut im Inneren einen Unterdruck auf, sodass die Flüssigkeit im Rohr nach oben ansteigt. Je schneller dabei der Luftstrom ist, desto höher ist der Unterdruck. Er ist allerdings auch vom Rohrquerschnitt abhängig.

Wird ein solches Rohr nun also von ausreichend schneller Luft überströmt, kann die Flüssigkeit das Rohr nach oben hin verlassen und wird vom Luftstrom mitgerissen. Um eine feine Zerstäubung zu bewirken, muss eine feine Düse verbaut werden, durch die sich die Flüssigkeit drückt.

Zur Verdeutlichung der folgenden Ausführungen habe ich eine Bleistiftskizze zum BVF 16N1 angefertigt:



Hauptdüse

Die Hauptdüse sitzt am unteren Ende des Düsenstockes und taucht somit in den Kraftstoff ein. Durch sie wird die angesaugte Benzinmenge pro Zeit bei Vollgas, also bei vollständig geöffnetem Gasschieber bestimmt. Je größer die Hauptdüse ist, desto mehr Sprit kann in der gleichen Zeit der Luft beigemischt werden, das Gemisch wird also fetter.

Nadeldüse

Am oberen Ende des Düsenstockes sitzt die Nadeldüse. In sie hinein taucht bei geschlossenem Gasschieber die Düsennadel, auch Teillastnadel genannt. Durch die somit verschlossene Nadeldüse kann kein Benzin angesaugt werden, weshalb der Motor ausgehen würde, wenn nicht duch unterschiedliche Mechanismen, wie z.B. einem eigenen Leerlaufsystem des BVF 16N3 dem entgegengewirkt würde.

Schwimmer, Schwimmernadelventil

Das Kraftstoffniveau in der Schwimmerkammer sollte immer gleich sein, da der Vergaser sonst nicht richtig arbeiten kann. Als Regulation der Spritzufuhr wurde deshalb ein Schwimmer eingebaut, der auf dem Benzin schwimmt und bei einem bestimmten Stand ein Ventil (?Schwimmernadelventil?) verschließt, durch das normalerweise der Sprit zufließt. Ist also der gewünschte Pegel erreicht, stößt der Schwimmer an das Schwimmernadelventil an, verschließt es und verhindert somit den weiteren Zufluss von Benzin.
Anschlagschraube für Kolbenschieber
Beim N1- Vergaser sitzt schräg unter dem Kolbenschieber eine Schraube, die -weiter hineingedreht- die Leerlaufdrehzahl erhöht, denn sie tut nichts anderes als wir beim Gasgeben auch: den Kolbenschieber anheben.

Leerlaufgemischschraube

Sie ist dafür zuständig, die Luft, die beim Leerlauf angesaugt wird, zu regulieren. Wenn man den Vergaser von der Ansaugseite her betrachtet, kann man feststellen, dass ein kleines Loch hineingebohrt ist. Durch dieses kann die Luft um den Kolbenschieber vorbeigeleitet werden, wenn dieser fast komplett geschlossen ist. Die Leerlaufgemischschraube gibt diesen Durchgang mehr oder weniger frei: Weiter hineindrehen verschließt ihn, das Leerlaufgemisch wird also fetter.

Vergaser einstellen

Da wir nun die grundlegenden Funktionen der Bauteile besprochen haben, wenden wir sie doch gleich bei der Einstellung des Vergasers an:

Beginnen wir mit dem Schwimmerstand. Beim BVF 16N1-11 wird eine Kraftstoffhöhe von 8±1 mm gefordert. Um diese zu gewährleisten, muss man das Schwimmergehäuse abschrauben und den Vergaser ?auf den Kopf? stellen. Nun liegt der Schwimmer auf dem Schwimmernadelventil auf, ohne es zu schließen. Jetzt messen wir den Abstand vom oberen Ende des Schwimmers bis zur Dichtfläche (ohne Dichtung!). Diese muss 33,5 mm betragen. Falls nicht, muss man vorsichtig die Fahne nachbiegen, bis dieser Wert stimmt. Nun drückt man den Schwimmer auf das Ventil, bis es schließt und misst erneut. Hier muss man einen Wert von 29 mm einstellen (analog zu oben).

Dann fährt man seinen Motor zunächst etwa 10 Minuten betriebwarm und führt die folgenden Schritte relativ schnell durch: Mit der Gasschieber-Anschlagschraube wird der Vergaser vorerst so eingestellt, dass er im Leerlauf läuft, ohne auszugehen. Dann reguliert man die Leerlaufgemischschraube so, dass die höchste Drehzahl erreicht wird. Aus dieser Stellung dreht man sie wieder eine Vierteldrehung hinein. Abschließend kann man die Leerlaufdrehzahl mit der Anschlagschraube so zurückdrehen, dass der Motor noch ruhig und sicher im Leerlauf läuft. Jetzt liegt die Leerlaufdrehzahl in der Regel im Bereich 1500 U/min, mit VAPE-Zündung kann es -bedingt durch das leichtere Polrad- notwendig sein, sie etwas höher zu stellen.
Nun muss nur noch darauf geachtet werden, dass die Seilzüge auch bei maximalem Lenkeinschlag etwas Spiel aufweisen, sonst würde der Motor beim Lenken automatisch Gas geben, was der Verkehrssicherheit nicht unbedingt allzu zuträglich sein dürfte.




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